Flüchtlingsströme, Zerstörung der Städte, Hunger, eine brachliegende Wirtschaft: Das Elend nach dem Zweiten Weltkrieg war überall in Deutschland spürbar und führte zu dramatischen Engpässen in der Versorgung mit Wohnraum.
Ziel: Verbesserung der Wohnungsversorgung
In Marburg waren "nur" circa 30 % des Wohnraums aus dem Vorkriegsbestand durch Kriegseinwirkung zerstört oder beschädigt worden. Aus diesem Grund fanden viele Flüchtlinge und Evakuierte Zuflucht in Marburg und begannen hier ein zweites Leben. Zwei Jahre nach Kriegsende lebten 42.000 Menschen in Marburg bei einem Wohnungsangebot von nur 6.540 Wohnungen, das heißt: Im Schnitt lebten 6,5 Personen in einer Wohnung. Dieser Zustand machte es zwingend erforderlich zu handeln, um eine Verbesserung der Wohnungsversorgung zu erreichen
GeWoBau-Gründung am 26.Januar 1950
Es war der damalige Marburger Oberbürgermeister Dr. Karl-Theodor Bleek, der die Idee zur Gründung einer städtischen gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft hatte. Er beauftragte Stadtrat Dr. Georg Zellmer mit der Erarbeitung eines entsprechenden Konzeptes, dem die Stadtverordnetenversammlung am 27. Mai 1949 zustimmte. Und am 26. Januar 1950 war es dann soweit: Mit Eintragung in das Handelsregister wurde offiziell die Gemeinnützige Wohnungsbau GmbH Marburg-Lahn gegründet.
Stammkapital betrug 50.000,- DM
Das Stammkapital der Gesellschaft betrug damals 50.000,- DM, wobei der Anteil der Stadt Marburg 51 % und der der Kurhessen Wohnungsgesellschaft mbH 30 % betrug.
Über die restlichen Anteile in Höhe von je 1 % verfügten 19 heimische Handwerks- und Zulieferbetriebe aus dem Baunebengewerbe (Klicken Sie auf die Grafik für eine lesbare Vergrößerung).
Erster Vorsitzender des Aufsichtsrates der GeWoBau war Oberbürgermeister Dr. Karl-Theodor Bleek. Zum ersten hauptamtlichen Geschäftsführer wurde Sparkassendirektor a.D. Kurt R. Zschäck gewählt, dem Otto Bauer als technischer Geschäftsführer zur Seite stand.
Erster Spatenstich in Weidenhausen
Am 6. Juni 1950 wurde der erste Spatenstich für 48 GeWoBau-Wohnungen in Weidenhausen durchgeführt. Zehn Jahre nach ihrer Gründung, zum 31. Dezember 1959, verfügte die GeWoBau bereits über 682 Wohnungen in 114 Häusern. Nach 30 Jahren belief sich der Haus- und Wohnungsbestand der GeWoBau auf 298 Häuser und 1.198 Wohnungen. Zum 31. Dezember 2008 befinden sich - über das gesamte Stadtgebiet verteilt - 386 Häuser mit 2.570 Wohnungen im Bestand der GeWoBau. Dazu kommen 422 Garagen, Stellplätze und Gewerbeflächen.
Stammkapital: 3.342.300,- €
Das Stammkapital der Gesellschaft hat sich auf 3.342.300,- € erhöht, der Anteil der Stadt Marburg beträgt nunmehr 94,82 %.
Aktuelle Entwicklung
Als die GeWoBau im Jahr 1950 ihre Arbeit aufnahm, war sie selbst noch Mieter: In der Deutschhausstraße, in der heute die Volkshochschule ihre Räume hat. Nach ihrem ersten Umzug, wenige Jahre später, lagen die neuen Geschäftsräume der GeWoBau direkt neben dem Rathaus, nahe dem heutigen Sitzungssaal der Stadtverordnetenversammlung. Doch auch dort wurde es bald zu eng.
Mehr Aufgaben, mehr Personal, mehr Bürofläche
Der nächste Umzug folgte in Mieträume im Geschäftshaus der Heimstätten-Zweigstelle in der Universitätsstraße 39. Die wachsende Zahl der Wohnungen, aber auch eine gestiegene Modernisierungstätigkeit sowie die Altbausanierung forderten weiteres Personal und damit mehr Bürofläche. So wurde 1993 in das Gebäude der Stadtwerke Marburg umgezogen - immer noch als Mieter, jetzt aber auf einer Fläche von 770 Quadratmetern.
Wichtige Entscheidungen in den 80er/90er Jahren
Wichtige interne Entscheidungen fielen in den 80er und frühen 90er Jahren. Die Instandhaltung wurde jetzt von der GeWoBau selbst ausgeführt; am Anfang noch von den Kaufleuten, ab 1996 auch mit eigener technischer Abteilung. Die hat mittlerweile rund 800 Wohnungen modernisiert und mit 4 "Vollzeit"-Hausmeistern und Außenstellen in den großen Quartieren den Kundendienst "vor Ort" aufgebaut. Das Rechnungswesen wurde 1989 komplett ins Haus geholt, das strategische und operative Geschäft erfolgte nun "Inhouse".
Priorität: Erhaltung des Bestandes
Stand bis Ende der siebziger Jahre noch die Neubautätigkeit im Vordergrund, wurde ab Anfang der achtziger Jahre bis heute das Hauptaugenmerk auf die Erhaltung des Bestandes in Form von Modernisierungen und großen Instandhaltungsmaßnahmen gelegt.
Kerngeschäft plus neue Geschäftsfelder
Eine straffe Organisation, qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewältigen das Kerngeschäft der GeWoBau erfolgreich. Zugleich wurden und werden mit dieser Mannschaft neue Geschäftsfelder eröffnet: So zum Beispiel die kaufmännische Betreuung der Konversion, die Altstadtsanierung und ein Sozialmanagement. Im Juli 2001 erwarb die GeWoBau 232 Wohnungen von der Stadt Marburg und erhöhte ihren Wohnungsbestand auf rund 2.600 Objekte. Seit 2003 engagiert sich die Gesellschaft verstärkt in dem Bereich Klimaschutz. So werden u.a. zur Zeit 40 Photovoltaikanlagen betrieben.
Erste Adresse in Sachen Wohnen und Bauen
Heute arbeitet die GeWoBau auf einer Fläche von 850 Quadratmeter. Das Verwaltungsgebäude am Pilgrimstein 17 wurde im Jubiläumsjahr der Gesellschaft, am 16. Januar 2001, eröffnet. Mit dem Umzug "in die eigenen vier Wände" und in das kulturelle sowie politische Zentrum der Universitätsstadt unterstreicht die GeWoBau mit Nachdruck ihren Willen, die erste Adresse als Dienstleister in Sachen Wohnen und Bauen in Marburg zu sein.
50 Jahre GeWoBau
Dietrich Möller
50 Jahre GeWoBau und ihre Bedeutung für die Stadtentwicklung in Marburg
Dieter Posch
Wohnungsversorgung in Hessen – der Beitrag der kommunalen Wohnungsunternehmen
Christoph Kulenkampff
Orientierung am Gemeinwohl als Unternehmensziel kommunal verbundener Wohnungsunternehmen
Bernd Schulte
Die GeWoBau und ihre Unternehmensziele in der Zukunft
Bernd Schulte
Die Organe und rechtlichen Grundlagen der GeWoBau
Eine aktuelle Übersicht
Matthias Knoche
Die Gründung der GeWoBau am 26. Januar 1950
Die Gründer und ihre Ziele